Das perfekte Haus zu planen und zu bauen ist vermutlich der Traum eines jeden Bauherrn. Oft scheitert dieser Traum am Geld. Man muss Abstriche machen, kleiner bauen, einfacher bauen und die Materialien überdenken. An einer Sache sollte allerdings nicht gespart werden, und zwar an der soliden Planung, auch hinsichtlich der raumpsychologischen Wirkung des Gebäudes auf seine Bewohner. Schon lange ist sogar der westlich geprägten Wissenschaft klar, dass sich die Umgebung eines Menschen stark auf sein Verhalten, seine Ausstrahlung und seine Gesundheit auswirken.
Das Problem dieser psychologischen Wechselwirkungen ist allerdings, dass sie vom Menschen selten bewusst wahrgenommen werden können. Vieles läuft über unser Unterbewusstsein ab und wir bemerken, wenn überhaupt, nur die Auswirkungen am Ende dieser Wirkungskette. Kurz gesagt steuert unsere Wohn- und Arbeitsumgebung einen Großteil unseres Lebens. Ein Haus kann uns gesund und erfolgreich machen, aber auch krank und erfolglos, ohne dass uns das so direkt bewusst wird.
Weiß man von der Existenz dieser psychologischen Wechselwirkungen, kann bei der Planung aber bereits darauf eingegangen und ein Haus von Anfang an so ausgerichtet werden, dass es sich positiv auf all seine Bewohner auswirkt.
Das chinesische Feng-Shui
Diese Wechselbezüge sind zwar auch in Kreisen der westlichen Wissenschaft bekannt, aber sie sind wenig erforscht, sodass bei der Bauplanung auf Praktiken anderer Kulturkreise zurückgegriffen werden muss. Die vermutlich am weitesten entwickelte und am besten bekannte Methode, raumpsychologische Wechselwirkungen zu analysieren und zu optimieren, ist das chinesische Feng-Shui. Sie darf nicht mit der gleichnamigen Esoterik verwechselt werden (Siehe letzter Absatz "Feng-Shui und Esoterik".)
Schon um 500 v. Chr. gab es in China erste schriftliche Aufzeichnungen zu Ansätzen, die landschaftliche und bauliche Gegebenheiten in Bezug zum Menschen setzten. Damals ging es noch um viel rudimentärere Dinge wie das Überleben der Gemeinschaft, die Nahrungsversorgung oder den Schutz vor Feinden. Im Laufe der Zeit haben sich die Methoden immer wieder an die sich verändernden Lebensbedingungen der Menschen angepasst, und auch heute noch finden solche Anpassungen statt. So hat die Vorgehensweise, die beispielsweise zur Planung der Olympiaanlagen in Peking oder großer Konzernzentralen herangezogen wurde, nicht mehr viel mit dem Feng Shui von vor 2500 Jahren gemeinsam.
Heute finden komplexe Messungen und Berechnungen statt, um ein raumpsychologisches Wirkprofil von Gebäuden und Regionen zu erstellen. So lässt sich exakt ermitteln, welche Wechselwirkungen sich aus einer gebauten Struktur ergeben. Da sich diese Berechnungen schon für in Planung befindliche Gebäude erstellen lassen, ist es ein Leichtes, die Strukturen von Anfang an so zu planen, dass sich das bestmögliche Gesamtbild ergibt.
Hausplanung
Was für riesige Stadienkomplexe und Bürogebäude funktioniert, lässt sich natürlich auch auf das Einfamilienhaus anwenden. Jeder Bauherr kann so bauen, dass für alle Bewohner eine optimale Wohnumgebung entsteht. Zu einer solchen Planung werden Aspekte wie die Raumstrukturen der näheren und weiteren Umgebung herangezogen, die Nachbarbebauung, die Struktur des Baugrundstückes, aber auch Messungen der Himmelsrichtungen, zeitliche Faktoren und natürlich die späteren Bewohner selbst, denn jeder Mensch reagiert anders auf seinen Lebensbereich. Aus dieser Vielzahl von Aspekten erstellt der Berater ein Wirkprofil des geplanten Hauses. Im nächsten Schritt passt er zusammen mit Bauherr und Architekt den Grundriss so an, dass die optimale Konstellation entsteht. Dabei bildet sich immer das Optimum aus Feng Shui-Aspekten, Wünschen der Bauherren und natürlich dem vor Ort Machbaren heraus.
Baukosten
Entgegen landläufiger Gerüchte macht eine Feng-Shui-Planung ein Gebäude nicht zwangsläufig teurer. Da das klassische chinesische Feng-Shui zunächst nur mit dem Grundriss und der Lage des Bauwerks in der Umgebung arbeitet, unterscheidet sich ein Feng Shui-Haus nicht auffallend von einem "normalen" Haus. Es werden weder spezielle Baustoffe benötigt noch komplexe Grundrisse. Dem fertigen Gebäude können Außenstehenden nicht ansehen, dass es sich um ein Feng Shui-Haus handelt. Lediglich die Bewohner könnten im Vergleich zur Nachbarschaft etwas erfolgreicher und gesünder sein. Die Kosten für eine Feng Shui-Beratung halten sich für gewöhnlich auch in Grenzen: Als Faustregel gelten hier 1-2 Prozent der Baukosten; die tatsächlichen Beratungskosten hängen selbstverständlich vom jeweiligen Feng-Shui-Experten ab. Ein Berufseinsteiger wird günstiger arbeiten als einer mit langjähriger Erfahrung, und auch regional gibt es Unterschiede.
Feng-Shui und Esoterik
Seit der Esoterikwelle der 1970er Jahre wird der Begriff Feng Shui für allerlei esoterische Methoden und Produkte benutzt. Vom Feng-Shui-Windspiel über Feng Shui-Kristalle bis hin zum Feng Shui-Brunnen wird alles Mögliche vermarktet. Die Raumpsychologie Feng Shui benötigt allerdings nie spezielle Gegenstände. Werden sie dennoch verwendet, haben sie dekorativen oder allenfalls noch symbolischen Charakter. Hier muss einfach unterschieden werden zwischen den analytischen Methoden der Raumpsychologie, wie sie zur Bau- und Renovierungsplanung herangezogen werden, und dem Esoterikkommerz mit dekorativem Charakter.