Selbstverständlich ist es auch bei einem älteren Haus noch möglich, es energetisch zu modernisieren und so die Energiekosten dauerhaft zu senken. Es spart jedoch erhebliche Kosten, sich schon von Anfang an, also im Zuge der ersten Überlegungen zum Hausbau, mit dem Thema energetisches Bauen zu beschäftigen. Diese Überlegungen sollten jedoch nicht erst bei der Wahl der Außentüren und Fenster oder der Art der Wärmedämmung beginnen, sondern bereits das ausgesuchte Baugrundstück mit einbeziehen.
Im ZUge der Planungen, wie der Heizwärmebedarf bereits durch die Wahl des Gebäudestandorts verringert werden kann, spielen im Wesentlichen zwei Prinzipien eine Rolle:
- Das Gewinnmaximierungsprinzip:
Hierbei soll dem Gebäude durch die Sonneneinstrahlung so viel Wärme wie möglich zur Verfügung gestellt werden. Dabei ist es wichtig, Verschattungen zu vermeiden sowie den Baukörper optimal auszurichten.
- Das Verlustminimierungsprinzip:
Ziel dieses Prinzips ist es, sowohl durch einen sehr guten Wärmeschutz als auch durch einen kompakten Baukörper Energieverluste durch Lüften und Transmissionswärme zu vermeiden. Dabei spielen auch die Umgebungstemperatur sowie die Windverhältnisse eine wesentliche Rolle.
Energetischer Hausbau beginnt mit der Bauplanung
In der Praxis werden in der Regel beide vorgenannten Prinzipien nebeneinander angewendet. Soweit möglich, sollten die Wohnräume eines Gebäudes nach Süden und weniger genutzte Räume wie z. B. das Schlafzimmer oder der Hobbyraum nördlich ausgerichtet sein. Unterstützt durch große Fenster oder auch transparente Wärmedämmung wird in den in südlicher Richtung ausgerichteten Räumen der Heizeffekt optimal unterstützt und ein wichtiger Schritt zur Energieeinsparung getan. Bei der Hausplanung energetischer Häuser sollte außerdem auf vorspringende Gebäudeteile wie z. B. Erker verzichtet werden. Als energetisch optimal gilt eine eher kastenförmige Hausform.
Energetischer Hausbau - worauf es ankommt:
Fassadendämmung
Auch durch die Regelungen der Energie-Einsparverordnung, die zum 01.11.2020 durch das Gebäudeenergiegesetz ersetzt wurde, hat sich bei Bauherren ein stärkeres Verständnis für energetischen Hausbau oder energetische Haussanierung durchgesetzt. Besonders beliebt sind hier sowohl bei Neu- als auch bei Altbauten Maßnahmen zur Fassadendämmung. Die meisten Dämmungen werden als Wärmedämmverbundsystem (WDVS) angebracht. Hierbei sind Dämmplatten aus Polystyrol aufgrund ihres vergleichsweise geringen Preises und ihrer einfacheren Verarbeitung am beliebtesten, gleichwohl der Einsatz von Polystyrol durchaus umstritten ist.
Es kann jedoch auch mit synthetischen anorganischen Dämmstoffen wie Mineralwolle oder aber mit natürlichen organischen Dämmstoffen gedämmt werden. Hierfür stehen u. a. Hanf, Kork, Schilf, Flachs oder Holzfaser zur Verfügung. Diese biologischen Dämmstoffe sind zwar etwas teurer, spielen aber beim ökologischen Hausbau eine große Rolle: Sie sind gesundheitlich nicht bedenklich, schonen bei ihrer Herstellung Klima und Umwelt, werden aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen und können, wenn die Lebensdauer des Gebäudes abgelaufen ist, recycelt werden. Siehe auch: hausbauberater.de/bauwissen/daemmstoffe
Noch relativ neu ist die Vakuum-Dämmung. Dabei wird die Außenwand mit luftleeren Platten gedämmt, das Prinzip ähnelt dem einer Thermoskanne. Diese Variante ist teuer, durch die sehr dünne Dämmschicht jedoch wohnraumsparend. Bei der Vakuum-Dämmung wird von einer Lebensdauer von etwa 50 Jahren ausgegangen, es ist aber bekannt, dass die Wärmeleitfähigkeit der Dämmplatten im Laufe der Jahre zunimmt und die Dämmwirkung bereits bei relativ geringen Schäden zerstört wird.
Fertighausanbieter behaupten übrigens gern, dass ein energetischer Hausbau bei Massivhäusern nicht oder nur mit hohem Aufwand möglich ist. Richtig ist aber, dass beim Massivbau die Außenwände oft gar nicht gedämmt werden müssen, wenn die Mauern aus Dämmziegeln, beispielsweise Perlit-Ziegel oder Poroton-Ziegel T9, errichtet werden. Deren Dämmwirkung wird durch die mit Luft gefüllten Hohlkammern bewirkt und erfüllt die Vorgaben für KfW 55-, und 40-Häusern.
Dachdämmung
Auch die Dachdämmung muss in die Planungen einbezogen werden. Wird der Dachboden als Wohnraum genutzt, ist eine Dämmung der Dachsparren üblich; wird er nur als Stauraum gebraucht, genügt die preisgünstigere Dämmung der obersten Geschossdecke. Auch hier kommen Dämmstoffe infrage, die auch bei der Fassadendämmung eingesetzt werden. Für Häuser, die nach dem 1.2.2002 gekauft oder geerbt wurden und die über einen unbeheizten sowie ungedämmten Dachraum verfügen, ist die Wärmedämmung des Dachbodens in der Regel verpflichtend.
Vermeidung von Wärmebrücken
Einzelne Bauteile eines Hauses sind sehr oft Wärmebrücken. Diese Stellen sind vor allem im Winter kälter als die sie umgebenden Mauerbereiche, sodass an ihnen die warme Luft kondensiert und so nach und nach die betroffene Mauerstelle durchfeuchtet. Setzen sich dort Staubpartikel ab, bildet sich schnell Schimmel. Deshalb müssen auch diese Stellen gedämmt werden. Typische Stellen hierfür sind Balkone, Vordächer, Rollladenkästen, Fensterrahmen und -stürze sowie Heizkörpernischen und -befestigungen im Mauerwerk. Bezüglich des Hausbaus muss selbstverständlich auch auf eine luftdichte Bauweise geachtet werden. So wird verhindert, dass mit der ausströmenden Luft Feuchtigkeit ins Mauerwerk transportiert wird. Siehe auch: hausbauberater.de/bauwissen/waermebruecken-kaeltebruecken
Energetisch bauen mit kontrollierter Belüftung
Mit einer kontrollierten Belüftung mithilfe von Luftkanälen, die durch Wärmetauscher ergänzt wird, wird der größte Teil der Heizwärme bereitgestellt. Diese Lüftungsanlage muss in ihrer Leistung an die jeweiligen Bedürfnisse der Bewohner sowie an die baulichen Voraussetzungen angepasst werden. Diese Anlagen sind sowohl als zentral installierte Variante mit einer Komplettversorgung des Hauses als auch als dezentrale Modelle erhältlich, wobei diese einzeln in Räumen mit Lüftungsproblemen eingebaut werden. Eine weitere Möglichkeit der Be- und Entlüftung sind Abluftanlagen, die jedoch von manchen Menschen wegen ihrer Ventilatorgeräusche als unangenehm empfunden werden. Siehe auch: hausbauberater.de/heiztechnik/belueftung-entlueftung
Warmwasserbereitstellung & Beheizung beim energetischen Haus
Auch bei einem energetisch hochwertig ausgestatteten Haus (Effizienzhaus) muss über eine Heizungsanlage nachgedacht werden, die einspringt, wenn der Winter sehr kalt ist. Hier können Bauherren aus einer Reihe verschiedener Möglichkeiten wählen:
- Wärmepumpen
Es gibt sie als Erd-, Grundwasser- und Luftwärmepumpen. Sie können in ein neues Haus integriert, aber auch in einem Altbau nachgerüstet werden. Erdwärmepumpen haben sich als sehr effizient erwiesen, haben jedoch auch einen relativ hohen Anschaffungspreis von derzeit 16.000 - 20.000 Euro. Dagegen sind Luftwärmepumpen eher umstritten, da ihre Effizienz hinter den in sie gesetzten Erwartungen zurückgeblieben ist.
- Holzheizungen (Pelletheizungen)
Sie können mit Scheitholz oder Holzpellets betrieben werden und mit einer ausreichenden Dimensionierung nicht nur das ganze Haus heizen, sondern auch für Warmwasser sorgen. Sie sind eine ökologische Alternative zu konventionellen Heizungen, die mit fossilen Energieträgern betrieben werden und mittlerweile fast wartungsfrei.
- Blockheizkraftwerke (BHKW)
Auf dem Markt gibt es sog. Mini- und Micro-Blockheizkraftwerke. Sie produzieren Strom, wobei die dadurch entstehende Wärme für Warmwasser und zum Heizen der Räume genutzt wird. Sie haben einen Nutzungsgrad von 90 %; einige Modelle können auch mit Biomasse betrieben werden. Mini-BHKW sind für ein Einfamilienhaus überdimensioniert und damit nicht wirtschaftlich. Micro-BHKW sind preisgünstiger, kleiner und leiser und so für einen Familienhaushalt geeignet. Sie rentieren sich jedoch nur, wenn sie mindestens die Hälfte eines Jahres eingesetzt werden.
- Solarthermie
Hierbei wird mit der Kraft der Sonne geheizt und Wasser erwärmt. Eine leistungsfähige Anlage deckt bis zu 70 % des Energiebedarfs ab.
Energetischer Hausbau unter Einbeziehung einer Photovoltaik – Anlage
Im Haushalt wird nicht nur für die Beleuchtung oder den Betrieb von haushaltsüblichen Elektrogeräten, sondern auch für die o. g. Ventilatoren oder Pumpen Strom benötigt. Angesichts steigender Strompreise lohnt sich die Montage einer Photovoltaikanlage: Sie versorgt nicht nur den eigenen Haushalt mit Strom, sondern kann an das öffentliche Stromnetz angeschlossen werden. So wird die selbst erzeugte Energie, die nicht benötigt wird, in das Stromnetz eingespeist und vergütet.
Energetisch Bauen funktioniert nicht ohne energetisches Konzept!
Jede dieser energetisch wirksamen Möglichkeiten macht ein Haus unabhängiger von den immer knapper und damit teurer werdenden Ressourcen. Für jedes Haus sollte vor Beginn der Bau- oder Sanierungsmaßnahme ein maßgeschneidertes energetisches Konzept erstellt werden, dass auf die Zahl der Bewohner, die speziellen Wärmebedürfnisse und den Frischluftbedarf Rücksicht nimmt. Dabei sollte die Unterstützung eines Energieberaters in Anspruch genommen werden. Er gibt auch darüber Auskunft, inwieweit Fördermöglichkeiten des Bundes, Landes oder der Kommune ausgeschöpft oder KfW-Förderprogramme genutzt werden können. Unter Einbeziehung der staatlichen Fördermittel ist energetischer Hausbau noch attraktiver.
Das Thema "energetischer Hausbau" ist sehr komplex und wir haben hier nur die wichtigsten Kriterien angesprochen. Wenn Sie Fragen zum Thema "energetisch bauen" haben, steht Ihnen unser Expertenteam gern zur Verfügung. Sprechen Sie uns einfach an.