Jedes Haus benötigt ein witterungsbeständiges Dach mit guten Dämmeigenschaften. Welche Dachabdeckung ist die beste und welche Materialien werden im modernen Bauwesen verwendet? Hier wird’s erklärt.
Dacheindeckung. Begriffserklärung
Als Dachdeckung, Dachabdeckung oder Dacheindeckung wird die äußere Schicht bezeichnet, die das Dach vor Witterungseinflüssen abdichtet und schützt. Die Dacheindeckung besteht aus einzelnen gelegten Bauteilen und liegt auf der Dachkonstruktion auf, ist fest oder lose mit dieser verbunden und bildet den größten Teil der Dachhaut. Die Eindeckung mit Schindeln oder Ziegeln erfolgt nicht direkt auf dem Dachgerüst, sondern erfordert eine Unterlattung, die aus quer zur Dachneigung verlegten, parallel angeordneten Dachlatten besteht. Flachdächer erhalten lediglich eine Dachabdichtung und werden nicht gedeckt, sondern belegt. Der ausführende Fachmann für alle Arbeiten rund ums Dach heißt Dachdecker.
Dacheindeckung ist regional und historisch verschieden
In der modernen Architektur finden verschiedenste Verfahren und Materialien Verwendung. Dennoch gibt es regionale Vorlieben und Besonderheiten, die ihren Ursprung in den vorherrschenden Baumaterialen der Region haben. Im Münsterland werden rote Tochdachziegel bevorzugt, im Thüringer Wald Schiefersteine, an der Küste Schilfrohr. Weil bei historischen Häusern der Raum unter dem Dach (Dachstuhl) nicht als Wohnraum diente, wurden die Dächer in der Regel nicht wetterfest abgedichtet. Eindringende Feuchtigkeit verdunstete auf natürlichem Weg. Heute sind die Anforderungen an die Dacheindeckung in europäischen und nationalen Normen geregelt.
Harte und weiche Dächer - die Unterschiede
Die Dachabdeckung bezeichnet die einzelnen Baumaterialien, die das Wasser lediglich ableiten, aber ansonsten durchlässig sind. Damit keine Feuchtigkeit eindringt, muss die Dachhaut an den durchlässigen Fugen, Kehlen und Kanten zusätzlich abgedichtet werden. Bei der inzwischen beliebten Nutzung der sogenannten Öko-Abdeckungen von Massivhäusern wie Gründächer, Kiesdächer oder Holzgranulatdächer bildet die aufgebrachte Schicht nicht das Dach, sondern wird lediglich zu einem Teil der Dachhaut. Geneigte Hartdächer werden mit Steinen, Schindeln oder Platten von unten nach oben in Doppel-, Drei- oder Vierfachlegung gedeckt.
Hartdach (harte Eindeckung)
Nicht alle harten Materialien zählen zur harten Bedachung. Unter dem Begriff Hartdach werden Dacheindeckungen zusammengefasst, die nach der DIN-Vorschrift Nr. 4102, Teil 4 ausreichend vor strahlender Wärme und Flugfeuer schützt. Dadurch soll im Brandfall eine Ausbreitung auf Nachbargebäude vermieden werden. Wird beim Neubau eine weiche Eindeckung bevorzugt, dann müssen deutlich größere Abstände eingehalten werden. Zu den historischen und noch heute am meisten verwendeten Materialien für eine harte Bedachung gehören aus Ton gebrannte Dachziegel sowie Platten aus Naturstein (Sandstein, Gneis, Schiefer).
Moderne Materialien sind:
- Betondachstein
- Bitumendachschindeln
- Dachpappe als Bahnen oder Platten
- Faserzement, Eternitplatten, eben oder gewellt
- Kunststoff, Platten oder verstärkte Folien eben oder gewellt
- Metall als Platten oder Trapezblech (Zink, Kupfer, Aluminium, Blei oder Edelstahl)
- Glas und Acrylglas
- Solarmodule als Deckplatten
Weichdach (weiche Eindeckung)
Bei sogenannten weichen Eindeckungen handelt es sich ausschließlich um organische Materialien. Verwendet werden die lokal am häufigsten vorkommenden Werkstoffe, die eng mit der jeweiligen Kultur des jeweiligen Landes verknüpft sind und die dortigen Witterungsverhältnisse unterstützen. Auf der zu Dänemark gehörenden Inselgruppe Färöer muss zum Beispiel seit jeher Bauholz eingeführt werden. Gras gibt es hingegen reichlich, deshalb haben Grasdächer im ländlichen Bereich der Färöer eine feste Tradition. In Island wurden gar ganze Häuser aus Grassoden erbaut. Ansonsten werden Faserpflanzen, Blätter und Rinde im modernen, westeuropäischen Bauwesen nicht eingesetzt. Bambus ist in Ostasien vorherrschender Baustoff auch für die Dacheindeckung.
Für einige Öko-Häuser finden folgende weiche Deckungen auf Wunsch des Bauherrn und nach Absegnung durch den Architekten Verwendung:
- Gründächer, Grassoden (Plattdeutsch: Hullen) - ausgestochenes, durchwurzeltes Erdreich mit Bewuchs
- Reet und Stroh (Nord- und Ostfriesland)
- Holzbretter und Holzschindeln
- Holzzement (selten genutzt)
- Bambus (Ostasien)
Den Kostenfaktor beim Hausbau im Blick behalten
Bei der Dacheindeckung spielen nicht nur regionale Vorlieben eine Rolle, sondern vor allem der Kosten-Nutzenfaktor. Reetdächer zum Beispiel sehen klasse aus, verfügen über eine exzellente Dämmfunktion und eine hohe Witterungsbeständigkeit. Ein Reetdach ist jedoch sehr aufwändig zu realisieren, muss regelmäßig gewartet werden und kostet viel Geld. Ebenso verhält es sich mit Dacheindeckungen aus Schieferplatten. Im modernen Massivbau und Fertigteilbau wird deshalb gern auf vorgefertigte Materialien zurückgegriffen, mit denen große Teile des Daches im Ganzen gedeckt werden können. Doch auch hier gilt: Nur der Fachmann weiß, wie es richtig geht und steigt Ihnen zuverlässig auf das Dach Ihres neuen Eigenheims.